CD-Besprechungen

Schweizerische Musikzeitung Juni 2004

Bemerkenswerte romantische Orgel
(Rheinberger Orgelsonaten, Wiediscon 9434)

In einer vorhergehenden Nummer dieser Zeitung haben wir über Klavierwerke Rheinbergers gesprochen. Dieser Komponist zeigt uns eine ganz andere Seite seiner Persönlichkeit in seinen Orgelwerken. Diese Musik ist eine glückliche Synthese des kontrapunktischen Erbes eines Johann Sebastian Bach und der deutschen Romantik. Leicht könnte man in ein übertriebenes Pathos verfallen, doch diese Klippe umschifft Conrad Zwicky glücklicherweise.
Auf dem grossartigen Instrument der Bühlkirche von Zürich (Goll-Orgel von 1897 mit mechanischer Traktur) zeichnet der Organist klare Linien und ganz unterschiedlichen Klangebenen, wodurch Rheinbergers Architektur wunderbar hervorgehoben wird.
Conrad Zwicky, Bratschist und Organist, besitzt mehr als ein Opus aus eigener Feder, und man freut sich, den Komponisten und Analysten auf seinem Weg zu Rheinberger begleiten zu können.
Dennoch findet sich nichts von Pedanterie, denn durch intelligentes Ueberlegen wird das Resultat spontan und natürlich. Die Aufnahme einer romantischen Orgel ist oft heikel, in diesem Fall aber bemerkenswert. Der Hörer bekommt (besonders mit Kopfhörer) einen Gesamtklang, der rein nichts versteckt von den weichen Grundstimmen und von der Eigenart des Instrumentes.

Thierry Dagon (Traduction Wiediscon)

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